Blog
„Auf den Punkt gebracht." - Wie sich Karriere und Familie vereinen lassen

„Auf den Punkt gebracht." - Wie sich Karriere und Familie vereinen lassen

August 9, 2023
Was steht auf deiner Visitenkarte?

Auf meiner Visitenkarte steht Alice Rossi MSc, MBA Senior Expert Corporate Internal Audit bei der OMV Aktiengesellschaft.

Wie bist du zu deiner jetzigen Tätigkeit gekommen? Wie mir bekannt ist, hast du nämlich bereits in vielen unterschiedlichen Positionen dein Können unter Beweis stellen können.

Seit meinem Umzug nach Österreich aus Rumänien (im Jahr 2011) und auch davor habe ich nur Gutes über die OMV als Arbeitgeber gehört. Vom Respekt, der ihren Mitarbeitern entgegengebracht wird, über die Unternehmenskultur, Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zu den Unternehmensvorteilen. Es stand also auf meiner „Wunschliste“, auch mal in diesem Unternehmen zu arbeiten, aber damals war noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Tatsächlich inkludiert mein Lebenslauf unterschiedliche Positionen in verschiedenen Unternehmen ab. Während meiner Studienzeit begann ich in Bukarest Vollzeit im Versicherungswesen bei einem Unternehmen der Vienna Insurance Group zuarbeiten. Danach wechselte ich als Prüferin zum rumänischen Rechnungshof und setzte meine Karriere dann in Bukarest als Wirtschaftsprüferin bei Deloitte fort. Nachdem ich nach Wien gezogen bin, nahm ich mir acht Monate frei, um Deutsch zu lernen, bewarb mich erneut bei Deloitte als externe Wirtschaftsprüferin im Bankwesen und bekam den Job. Dank der Unterstützung meiner Kollegen und auch meines damaligen Vorgesetzten habe ich mich relativ schnell in die österreichische Arbeitslandschaft integriert und die Sprachbarriere überwunden. Deloitte war ungefähr fünf Jahre lang mein berufliches Zuhause.

2015 kontaktierte mich ein sehr überzeugender Headhunter und bestand darauf, mir eine Stelle als stellvertretende Leiterin der Internen Revision bei einer österreichischen Privatbank in Wien vorzustellen. Damals dachte ich, das wäre eine Position, auf die ich nicht vorbereitet wäre, und lehnte seine Einladung ab. Er gab aber nicht auf, und nachdem ich die Einzelheiten der Stellenbeschreibung erfahren hatte, stimmte ich zu, an einem Vorstellungsgespräch teilzunehmen. Das Interview fand bei der Semper Constantia Privatbank (nun Liechtensteinische Landesbank) statt. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Ich war während des Interviews nicht sehr nervös, aber ich war überwältigt. Vor mir saßen zwei Vorstandsmitglieder einer Bank. Zwei Männer, die durch Sprache, Auftreten und Professionalität beeindruckten und gleichzeitig zugänglich, wenn gleich nicht herablassend waren. Nachdem ich die Stelle bekommen hatte, war ich insbesondere davon begeistert, dass die gesamte Führungsebene den Mitarbeitern sehr aufmerksam gegenüberstand, ihre Namen auswendig kannte und eine Kultur der offenen Tür lebte, die dazu einlud, sich zu Wort zu melden, Fragen zu stellen und Verbesserungen vorzuschlagen. Die beiden Vorstandsmitglieder, die bei meinem Vorstellungsgespräch vor mir saßen, und zwei weitere Kollegen (der Chief Risk Officer und der Leiter der IT-Abteilung) waren diejenigen, die maßgeblich daran mitgewirkt haben, wer ich heute bin, und mir ein Vorbild dafür gaben, wie Führungskräfte sein sollten. Während der 4,5 Jahre bei der Privatbank wechselte ich von der Internen Revision zur stellvertretenden Leiterin des Risikomanagements und war parallel dazu auch Mitglied des Aufsichtsrates. Das war eine einzigartige Gelegenheit, das Bankenumfeld aus einer fast 360°-Perspektive kennenzulernen. Etwas wovon ich während meiner Zeit als Studentin in Bukarest nie auch nur geträumt hätte. Und wie hätte ich auch nur davon träumen können? Damals teilte ich mir einen 20 m² großen Raum eines Studentenheims mit drei anderen Mitbewohner. Dabei gab es wenig Platz für große Träume.

Nach einiger Zeit in der Bankenbranche fühlte sich meine Arbeit angenehm und mühelos an und ich verspürte das Bedürfnis nach einer neuen Herausforderung, um meine berufliche Entwicklung voranzutreiben. Deshalb begann ich darauf für Bitpanda als Gruppenleiterin der internen Revision und des Risikomanagements zuarbeiten. Aus der sehr konservativen Welt des Private Banking kommend, war der Wechsel zu einem FinTech-Start-up wie eine Achterbahnfahrt. Es war dynamisch, intensiv und hat meine Grenzen auf eine Art und Weise versetzt, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ein schnelllebiges Unternehmen mit einer hohen Konzentration an hochprofessionellen (und jungen) Mitarbeitern mit Lust auf Veränderung und Innovation. Für mich war es das erste Mal, dass ich mit den Herausforderungen des Personalmanagements konfrontiert wurde. Von der Bildung eines Teams über die Unterstützung meiner Mitarbeiter bis hin zur Weitergabe eines Teils des Empowerments und des Wissens, die mir andere Führungskräfte gegeben haben.

Nach zwei Jahren bei Bitpanda, in denen ich die bisher größte Lernkurve meiner gesamten Karriere erlebt habe (es waren wahrscheinlich Hundejahre oder zumindest fühlte es sich aufgrund der Menge an beruflichen Erfolgen, die ich dort hatte, so an), wechselte ich zu Certitude – ein äußerst zuverlässiges und sehr kundenorientiertes Beratungsunternehmen mit Spezialisierung auf IT- und Cybersicherheit. In einer Welt, die von schnellen technologischen Veränderungen und künstlicher Intelligenz dominiert wird, ist IT- und Cybersicherheit nicht nur ein Hype, sondern eine Notwendigkeit. Ich wollte von den Besten lernen und mein Wissen auch in diesem Bereich erweitern. Während meiner Zeit bei Certitude erhielt ich eine Benachrichtigung über eine offene Stelle in der internen Revisionsabteilung der OMV und ich hatte das Gefühl, dass dies „der Moment“ war, auf den ich wartete, um endlich für das Unternehmen zu arbeiten, das schon lange auf meiner Wunschliste stand. Dabei handelte sich um eine Position, die mir die Chance gab, mein bereits erworbenes Wissen im Bereich der internen Revision anzuwenden, aber auch viel Neues über die wichtige Industriebranche zu lernen.

Hier bin ich also … und ich führe verschiedene Audits von Tanklager-Prüfungen oder IT-Systemen bis zu zahlengeprägten Prüfungen bei der OMV durch. Eine Position, die herausfordernd, vielseitig, dynamisch, multikulturell ist und mir alle Zutaten bietet, die ich für meine berufliche Entfaltung brauche.

Ist es dir zu Beginn schwergefallen, in eher doch männlich dominierten Branchen als Frau Fuß zu fassen? Und das zusätzlich in einem für dich fremden Land!

Als ich in Österreich zu arbeiten begann, brauchten Rumänen noch eine Arbeitserlaubnis. Damals war ich noch Rumänin und jetzt bin ich stolze österreichische Staatsbürgerin mit rumänischen Wurzeln. Am Anfang hörte ich oft: „Ihre Ausbildung und Erfahrung sind beeindruckend, aber wir brauchen jemanden, der Deutsch spricht.“ Natürlich fiel es mir irgendwie schwer, das zu hören, aber ich habe mich davon nicht entmutigen lassen. Wenn also Deutsch, das war, was zwischen mir und einer Karriere in Österreich stand, habe ich Deutsch gelernt. Ich werde nicht lügen, es ist keine leicht zu lernende Sprache und oft wollte ich meine Bücher und Wörterbücher einfach wegwerfen, aber ich habe es irgendwie geschafft, konzentriert zu bleiben und es zu Ende zu bringen.

Was die von Männern dominierten Branchen betrifft, was kann ich sagen? Ich war nie ein Fan von gesellschaftlichen Konventionen. Und die von Männern dominierte Branchen sind meiner Meinung nach das Ergebnis gesellschaftlicher Konventionen, die vor Hunderten von Jahren festgelegt wurden, also ein historisches Erbe mit Auswirkungen auch auf die moderne Welt. Ich hatte immer den Eindruck, dass ich es auch in männerdominierten Branchen schaffen werde, wenn ich hart arbeite, mich ständig weiterentwickle, authentisch und beharrlich bleibe. Denn seien wir ehrlich: unabhängig vom Geschlecht schätzen die meisten Menschen diese Eigenschaften. Es stellte sich heraus, dass ich Recht hatte, allerdings in einem Kontext, in dem ich Vorgesetzte hatte, die mich nicht nur als „Frau“ betrachteten, sondern als eine Fachkraft mit Entwicklungspotenzial.

Du warst mit 32 Jahren bereits Aufsichtsrätin einer Bank und Mutter zweier Kinder. Wie lassen sich eine Führungsposition und zwei Kinder unter einen Hut bringen?

Als Frau eine Karriere und Kinder unter einen Hut zu bekommen ist schwierig, aber nicht unmöglich. Es ist jedoch eine Frage der Ambitionen, der Persönlichkeit und der externen Unterstützung. Insbesondere ist es eine persönliche Entscheidung, die manchmal Opfer auf Kosten der persönlichen Zeit, des Schlafs, des Ausgehens mit Freunden usw. mit sich bringt. Das bedeutet nicht, dass Frauen, die Kinder haben und nicht karriereorientiert sind, weniger Ambitionen haben oder ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Es bedeutet einfach, dass sie sich für einen anderen Lebensweg entschieden haben, der ihnen die Erfüllung bietet, die sie brauchen.

Ich habe früh angefangen und konsequent und hartnäckig daran gearbeitet, meine Karriere aufzubauen. Das habe ich getan, während ich mein Bestes gegeben habe, dass meine Kinder von meinen Bemühungen nicht betroffen sind. Als mein Sohn geboren wurde, war ich noch Studentin und habe mich tagsüber nur um ihn gekümmert und nachts für meine Prüfungen gelernt, was große persönliche Opfer erforderte. Ob es sich gelohnt hat, auf meinen Schlaf zu verzichten, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich nichts anders machen würde, weil ich dem treu bleiben möchte, wer ich bin und was ich im Leben will. Zu meiner Zeit als Aufsichtsratsmitglied war es nicht anders als in allen anderen Funktionen, die ich innehatte. Ich musste sehr gut organisiert sein und meine persönliche Zeit so einteilen, dass ich auch kochen, Hausaufgaben machen, an Elternversammlungen teilnehmen, spielen, Wäsche waschen, die Kinder zum Arzttermin bringen usw. konnte. Das alles konnte ich auch schaffen, weil ich meinen Kindern beigebracht habe, so unabhängig wie möglich zu sein und ihre Rolle in der Familie zu verstehen und dass wir ein Team sind, das sich gegenseitig unterstützen muss. Natürlich sind sie trotzdem Kinder...manchmal funktioniert es, manchmal nicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kinder und Karriere erfolgreich unter einem Hut zu bringen darauf zurückzuführen ist, dass ich ehrgeizig, belastbar und sehr gut organisierter Mensch bin und dass meine Kinder unabhängig und verständnisvoll sind.

Welche Herangehensweise rätst du anderen jungen Frauen, die über einen ähnlichen Karriereplan nachdenken? Hast du spezielle Tipps und Ratschläge?

Ich betrachte mich nicht als Person, die qualifiziert ist, um Karriereberatung zu geben, da meine berufliche Laufbahn einzigartig ist und genau so einzigartig ist die Karriere aller anderen Frauen. Aber ich würde ihnen empfehlen, sich selbst treu zu bleiben und zu verstehen, wer sie beruflich sind und wohin sie sich entwickeln wollen. Es war für mich auch sehr hilfreich, einen Mentor oder jemanden zu haben, von dem ich beruflich lernen konnte. Aber das Wichtigste: Ich würde sie ermutigen, zu träumen und sich zuzutrauen, dass es in ihrer Macht steht alles zu schaffen. Den Mut zu haben, Herausforderungen anzunehmen und durch deren Bewältigung zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Man soll authentisch, bescheiden und im Moment bleiben. Und wenn sie in ihrer Karriere fortgeschritten sind, sollten sie nicht vergessen, auch anderen Berufsanfänger eine helfende Hand zu reichen. Es ist sehr bereichernd etwas zurückgeben zu können.

Und zum Schluss möchte ich eines meiner Lieblingsmottos zitieren: „Lass deine Träume größer sein als deine Ängste und deine Taten lauter als deine Worte sprechen." Das ist mein Credo und für mich hat es funktioniert!  

Get in touch!

Haben Sie Fragen? Dann kontaktieren Sie uns noch heute! 📬
Kontaktieren
Copyright © 2024. Alle Rechte vorbehalten.